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„Kapitän auf der Brücke der Mitmenschlichkeit“ – Stefan Schmidt als Landesbeauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen verabschiedet

Nach zwölf Jahren wurde Kapitän Stefan Schmidt am 13. September 2023 in der der Lübecker St.-Marien-Kirche aus seinem Ehrenamt als Landesbeauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen verabschiedet. Pastor Robert Pfeifer begrüßte etwa 400 Gäste, die zu der Benefizgala „Schmidt ahoi“ zugunsten des Vereins „Borderline Europe – Menschenrechte ohne Grenzen“ gekommen waren.
Die Landtagspräsidentin Kristina Herbst und die Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack, die auch im Namen der anwesenden Ministerin Aminata Touré sprach, hoben die Weitsicht, die Tatkraft und das Verantwortungsbewusstsein Stefan Schmidts als Eigenschaften eines guten Kapitäns hervor, sowie seinen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn.

Blick in die Lübecker St. Marien Kirche beim Festakt zur Verabschiedung von Stefan Schmidt als Landesbeauftragter für Flüchtlings-, Asyl und Zuwanderungsfragen.

Die Bischöfin für Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, – mit Stefan Schmidt seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden – nannte ihn den „Kapitän auf der Brücke der Mitmenschlichkeit“
Die Refugio Stiftung überreichte am Eingang Stefan Schmidt als kleines Zeichen des Dankes das Büchlein der französischen Schriftstellerin Mariette Navarro „Über die See“ mit folgender Widmung:

„Lieber Stefan Schmidt,
nach 12 Jahren nehmen Sie heute Abschied von Ihrem Ehrenamt als Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Lan­des Schles­wig-Holstein. Der Vorstand der Refugio Stiftung sagt Ihnen für diese 12 Jahre ein aufrichtiges Danke! Danke, dass wir uns bei Ihnen immer „an Bord“ fühlen durften!
Danke auch für Ihr solidari­sches, klares und engagiertes Eintreten für die Rechte und Sorgen der Zugewan­derten, besonders für jene, die als Überlebende von Folter, Krieg und Terror aus ihrer Heimat fliehen mussten und hier Schutz suchen. Viele von Ihnen sind über das Meer geflohen und kennen in existen­zieller Not die übermächtige Kraft der Wellen, die Angst vor der Tiefe und den lebensbedrohlichen Orientierungsverlust im offenen Meer.
Davon handelt – allerdings als freiwilliges Experiment – die fantasti­sche Erzählung „Über die See“, die wir Ihnen als kleines Zeichen un­seres Dankes überreichen. Mariette Navarro zitiert am Anfang Aristo­teles, der die Menschheit einteilte in Lebende, Tote und Seefahrer. Für uns jedoch gehören Sie auch als Seefahrer zu den Lebenden. Und wir hoffen, dass das noch viele Jahre so bleibt! Dazu wünschen wir Ihnen von Herzen Gesundheit und alles Gute!“

Kiel, den 13. September 2023
Vorstand der Refugio Stiftung Schleswig-Holstein
Dr. Jasmin Röhl-Azazmah,
Kai-Axel Ketelsen,
Ingrid Neitzel,
Karl Neuwöhner


Die Refugio Stiftung Schleswig-Holstein trauert um Heide Simonis

Am 12. Juli 2023 verstarb unsere erste Vorstandsvorsitzende, Frau Ministerpräsidentin a.D. Heide Simonis, im Alter von 80 Jahren. Als Heide Simonis 2008 ehrenamtlich den ersten Vorsitz der Refugio Stiftung Schleswig-Holstein übernahm, brachte sie viele Erfahrungen aus ihren politischen Ämtern zum Beispiel als Kieler Ratsfrau ab 1971, als jüngste Abgeordnete im Deutschen Bundestag ab 1976, als Finanzministerin in Schleswig-Holstein ab 1988 und als Ministerpräsidentin von 1993 bis 2005 in die neue Aufgabe bei unserer gerade erst von Dr. Wolfgang Neitzel (1949 – 2011) gegründeten Stiftung mit. Mit ihrem Talent, Menschen für sich und ihre Überzeugung zu gewinnen, gab sie den Anfängen des Engagements für die damals aus dem Kosovo-Krieg geflüchteten Gewaltopfer die nötige Klugheit und den erforderlichen Mut mit auf den Weg.

Wie damals setzt sich auch heute die Refugio Stiftung Schleswig-Holstein für eine angemessene Versorgung von Überlebenden von Folter, Krieg und Terror ein, und sie tut dies, wie die heutige Vorstandsvorsitzende Frau Dr. Jasmin Röhl-Azazmah sagt, „nach dem Vorbild von Heide Simonis: direkt, fair, wertschätzend, aufmerksam und zugewandt. So werden wir ihr Andenken in unserer Stiftung bewahren.“   


Jasmin Azazmah neue Vorstandsvorsitzende der Refugio Stiftung Schleswig-Holstein

Bei seinem routinemäßigen Herbsttreffen im Oktober wählte der Vorstand der Refugio Stiftung Schleswig-Holstein, Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und im Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, Frau Dr. Jasmin Azazmah zur neuen Vorsitzenden. Die bisherige Vorsitzende und Mit-Stifterin, Frau Ingrid Neitzel, trat aus Altersgründen von ihrem Amt zurück.

Der Vorstand bedankte sich bei Frau Neitzel sehr herzlich für sieben Jahre ehrenamtliche, verantwor­tungsvolle und wertschätzende Vorstandsarbeit, die sie neben ihrer Vor­standstätigkeit in einer internationalen Kreditgenossenschaft geleistet hat, und freut sich sehr darüber, dass die scheidende Vorsitzende weiter dem Vorstand als Beisitzerin angehören wird. Frau Neitzel erklärte in ihrem Abschiedsstatement, dass sie die unmittelbare Versorgung der Überlebenden von Folter, Krieg und Terror neben allem politischen Engagement als Haupt­aufgabe der Stiftung ansieht.

Die neu gewählte Vorsitzende, die promovierte Literaturwissenschaftlerin Jasmin Azazmah, ist Referentin beim schleswig-holsteinischen Beauftragten für Flüchtlings- Asyl- und Zuwanderungs­fragen. In ihrem Antrittswort dankte sie Ihren Vor­standskolleg*innen und vor allem Ingrid Neitzel für das Vertrauen und versprach, mit ihrer Erfahrung in der Geflüchtetenarbeit das Engagement des Vorstands nach Kräften zu unterstützen und sich für eine weitere Vernetzung der Stiftung mit anderen Organisationen und Einrich­tungen einzusetzen.


Flüchtlingsrats-Hearing zur Landtagswahl 2022 „Gesundheitsversorgung von Geflüchteten und Zugewanderten“ am 29.4.2022 im „Offenen Kanal“

Der Vorstand der Refugio Stiftung beteiligte sich an einem Hearing am 29. April 2022 im „Offenen Kanal“ in Kiel zur Gesundheitsversorgung von Zugewanderten. Der Veranstalter war der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein unter Mitarbeit von Katharina Harder (AMIF TP 4 Paritätischer SH), Petra Jürgensen (Die Brücke Lübeck), Violeta Koch (Lebenshilfe SH), Dr. Cebel Küçükkaraca (TGSH-Türkische Gemeinde in SH), Krystyna Michalski (AMIF TP 4 Paritätischer SH), Karl Neuwöhner (Refugio Stiftung) und Olga Pavlovych (PSZ -Kiel).

Zur Vorbereitung der Landtagswahl 2022 hatte der Flüchtlingsrat zu vier Dialogforen mit den Kandidaten der demokratischen Parteien eingeladen. Die Themen der Foren waren (1.) Antidiskriminierung und Rassismus, (2.) Flüchtlingspolitik, (3.) Integration in Bildung und Arbeit, (4.) Gesundheitsversorgung. Die ersten drei Foren wurden online aufgezeichnet und konnten über den offenen Kanal Schleswig-Holstein (Kiel) mitverfolgt (gestreamt) werden. Das Forum „Gesundheitsversorgung“ fand präsentisch im Studio des Offenen Kanals in Kiel statt und wurde nach der Aufzeichnung zwei Mal ausgestrahlt. Die Lebenshilfe Schleswig-Holstein, das Psychosoziale Zentrum in Kiel, die Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein, das Flüchtlingsreferat des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Schleswig-Holstein und auch die Refugio Stiftung hatten für die Moderatorin Petra Jürgensen vom Trauma-Beratungszentrum „Die Brücke“ Lübeck/Ostholstein und Karl Neuwöhner von der Refugio Stiftung acht Fragen als sogenannte „Wahlprüfsteine“ vorbereitet, die mit den Kandidatinnen Hans Hinrich Neve MdL (CDU), Gerlinde Böttcher Naudiet (SPD), Sibylla Nitsch (SSW), Uta Roepcke (B90/Grüne), Dennys Bornhöft MDL (FDP) und Lorenz Gösta Beutin (Die Linke). diskutiert wurden. In der Diskussion stimmten die Kandidatinnen einer grundlegenden Verbesserung des Zugangs zu einer geregelten Gesundheitsversorgung in vielen Bereichen zu, verwiesen aber auch auf die begrenzten personellen Ressourcen – besonders im Bereich der Psychotherapie, bestätigten die wichtige Rolle von Ehrenamtlichen, forderten selber mehr Handlungen statt Erklärungen und baten am Ende um mehr Zusammenarbeit auch nach der Wahl.


Die Refugio Stiftung Schleswig-Holstein unterstützt seit Beginn im November 20219 die Organisation „United4Rescue“, weil körperliche und seelische Verletzungen durch Verfolgung, Misshandlung und Erniedrigung als Fluchtgrund nicht durch das Trauma der Gefahr des Ertrinkens vor Europas Grenzen noch vergrößert werden dürfen. „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt!“